Älteren und erwachsenen Besuchern soll die historische und politische Dimension von Schulgeschichte im Gebiet des heutigen Main-Taunus-Kreises vorgestellt werden.
Lehrerseminar in Mainz
Beginnend mit der Schule der Kirche, werden Bildungseinrichtungen immer wieder als Instrumente zur Glaubensverbreitung, aber auch der Beeinflussung der Bevölkerung von den Herrschenden eingesetzt. So geschah es mit den Schulen in der Reformation oder unter dem katholischen Kurmainz, das bei einer Schulreform u.a. ein Lehrerseminar („Normalschule“) in Mainz 1772 gründete.
Besonders einflussreich wurden später die Ideen der Aufklärungszeit im Herzogtum Nassau. Im Idsteiner Seminar sollten die Lehrer nach dem nassauischen Schuledikt der staatlichen Schulen „zur Weitergabe einer notwendigen allgemeinen Bildung zum Fortschreiten auf eine höhere Stufe der Entwicklung der Bürger geschickt gemacht“ werden (§1 des Schuledikts von 1817).
Schuledikt von 1817 Simultane Volksschule
Der nassauische Staat sah die Entwicklung des Schulwesens in allen Gemeinden als eine seiner wichtigsten Aufgaben an (Schulpflicht von 6-14 Jahren). Hervorzuheben ist dabei die Anstrengung, konfessionelle Gegensätze in der nun staatlichen Schule aufzuheben (Simultanschule) und die Schulen für alle zu öffnen: Die simultane Volksschule wurde in der Weimarer Republik Gesetz.
Texte zum Schuledikt von 1817, originale Lehrbücher von Denzel, ein großes Wandbild des Pädagogiums zu Wiesbaden, dem heutigen Sitz des Hessischen Kultusministeriums, ein Plan des damalig einzigen nassauischen Gymnasiums in Weilburg, die Darstellung der Hofheimer Schulhausrevolte von 1831 erläutern besonders anschaulich die nassauische Zeit unserer Region in der Ausstellung.
Reformpädagogik
Ähnlich wichtig sind die geistigen und methodischen Anregungen für den Unterricht durch die Reformpädagogik seit 1900. Dabei ist es ein Glücksfall, dass in unserem Kreis Lehrer Semrau in Kelkheim nach diesen ganzheitlichen Ansätzen mit seiner Klasse über die Jahre hinweg seit 1929 einen pädagogischen Schulversuch durchführte. Diese Neuerung - auch für die Eltern ein Umdenken! - wurde durch eine monatlich von den Schülern gestaltete Schülerzeitung „Unsere Welt“ dokumentiert.
Nationalsozialismus
Auch die Verführung der Schüler und Schülerinnen durch den Nationalsozialismus wird mit seinen politischen und menschlichen Konsequenzen auf einer Schiebetafel dargestellt. Damit schließt inhaltlich der Zeitraum des Museums im 2. großen Raum, dem das 20.Jahrhundert gewidmet ist.
Schulalltag
Neben dieser Chronologie zeigen die Vitrinen Aspekte des Schulalltags von der Einschulung bis zur Zeugniserteilung. Dank der Schulchroniken, die ab 1817 (Schuledikt), von jeder Schule geführt werden mussten, ist manches Detail der Schul- aber auch Ortsgeschichte überliefert worden.
Einzelne Fächer werden vorgestellt, lokale Schulereignisse hervorgehoben, besondere Schulbauten abgebildet- als einzelne Anregungen zum Vertiefen.
Ein großer Sammlungsschrank bietet für Besucher an, in seinen vielen Schubfächer-Inhalten zu suchen und etwas mehr über die eigene Schule und die Ortsgeschichte herauszufinden.